Literatur zur Schwalenburg
Titelbild: Die Schwalenburg von Südosten, im Vordergrund der Ortsteil Willingen-Schwalefeld. Die baumbestandene Linie auf der Ostseite des Berges markiert den Verlauf des äußeren Beringes. Rechts der Sattel zum Hegeberg
Von dort führt der Weg wiederum nach links in einer Serpentine an dem unteren äußeren Wall der Schwalenburg entlang bis zu dem Sattel zwischen Hegeberg und Schwalenburg zum Waldrand.
Von der Schutzhütte aus nach Süden am Waldrand entlang durch einen modernen Wegdurchbruch des Außenwalles bis vor das Tor des mittleren Beringes (Übersichtskarte). Topographische Karte 1:25 000 Bl. 4617 Brilon; 1:50 000 Bl. L 4716 Brilon (auf beiden Karten Eintrag „Schwalenburg").
Deutsche Generalkarte 1:200000 Bl. 11.
L i t e r a t u r: W. Freese, Eine fast in Vergessenheit geratene Wallburg. Hessenland - Monatsschr. f. Landes- u. Volkskde., Kunst u. Lit. 41, 1930, 321 ff. - Chr. Paul, Was ist von der Schwalenburg bekannt? Mein Waldeck (Heimatkdl. Beil. z. Waldeckschen Landeszeitung) 10, 1933, 56. - O. Uenze, Schwalenburg. In: G. W. Sante (Hrsg.), Hessen. Hdb. hist. Stätten Deutschlands 4 3(1976) 410. - U. Dahmlos, Archäologische Funde des 4.-9. Jahrhunderts in Hessen. Untersuch, u. Mal. Verfassungs- u. Landesgesch. 7 (1979) 205. - R. Gensen, Althessens Frühzeit - Frühgeschichtliche Fundstätten und Funde in Nordhessen. Führer hess. Vor- u. Frühgesch. 1 (1979) 61 Abb. 34 (Plan); 62; 98.
Die topographische Lage der Schwalenburg und des Walles auf dem Hegeberg mit Zufahrtsweg. M. 1:25 000.
Nach Süden ist der Hegeberg durch einen schmalen Sattel mit der 630,2 m hohen Schwalenburg verbunden, deren Hang nach Westen und Südwesten steil zum 120 m tiefer gelegenen Itterbach abfällt, während der Osthang zum Aarbach hin flacher geneigt ist.
Die Befestigung der Schwalenburg besteht aus drei Wallringen, umschließt eine Fläche von 6 ha Größe und gehört zu den eindruckvollsten frühgeschichtlichen Befestigungen Mitteleuropas. Der älteste Teil der Anlage ist zweifellos der mittlere Bering, der eine Fläche von 2 ha Größe einschließt. Er hat eine annähernd ovale Form und erscheint heute als mächtiger Wall mit vorgelagertem Graben. Im Wall verbirgt sich eine leicht nach innen geneigte Trokkenmauerfront, die aus ortsfremdem relativ großblockigem Tonschiefer besteht. In einem Testschnitt im Nordwesten zeigte sich, daß die Mauerfront zumindest an dieser Stelle zweiperiodig und im Zuge der Errichtung des inneren und äußeren Geringes wieder hergerichtet worden ist, indem man auf die Reste der älteren Mauer eine Front aus dünnplattigerem Tonschiefermaterial aufsetzte. Die Westseite des mittleren Wallringes ist im Zuge der Errichtung des inneren und des daran anschließenden äußeren Beringes aufgegeben worden. Dort kennzeichnen nur noch die Reste des Grabens den Verlauf der älteren Befestigung, während der Wall fast ganz abgetragen ist.
Schaubild einer möglichen Rekonstruktion der Toranlage im Nordosten des mittleren Beringes. Die Außenmauem biegen schart zurück und bilden zwischen den ebenfalls zurückbiegenden Grabenenden eine schmale Zufahrt zum eigentlichen Tor, über dem ein Turm anzunehmen ist (Skizze Dieter Wolf).
Plan der Schwalenburg. Sichtbare Mauerstücke sind durch schwarze Balken gekennzeichnet. Vermessung Landesamt für Denkmalpflege Hessen und Wilhelm Schleicher. M. 1:3000
Annähernd auf der höchsten Stelle im Westen befindet sich eine in jüngerer Zeit veränderte Grube, von der nicht sicher gesagt werden kann, ob sie zur ursprünglichen Anlage gehört. Eine weitere tiefe steilwandige Grube von oben 8 m Durchmesser liegt mehr hangabwärts im Südosten. Es kann sich dabei um eine Zisterne, einen Brunnen oder den Keller eines Turmes handeln. Von der Südwestseite des inneren Beringes aus zieht der mächtige äußere Wall nach Süden, überquert den mittleren Wallring und führt im weiten Bogen hangabwärts nach Südosten bis zur Südspitze des äußeren Beringes. Dort läßt ein leicht nach innen einbiegendes Wallende die Ostseite eines Tores erkennen, dessen Gegenseite durch den heutigen Zufahrtsweg gestört ist. Von dort aus führt der äußere Wall im weiten Bogen nach Norden. Der überall vorgelagerte Graben ist teilweise durch die moderne Wegführung eingeebnet. Unterhalb des in den verfüllten Graben gebauten Jagdhauses entspringt eine ganzjährig wasserführende Quelle, die ursprünglich sicher auch schon innerhalb des Walles angegraben werden konnte.
Der innere Bering auf der Westseite mit nach innen führenden kurzen Wallstücken, den verstürzten Mauern von Räumen oder Gebäuden, die an die Ringmauer angebaut waren.
Befund und Rekonstruktion am Walldurchbruch im Norden dos äußeren Beringes. Im Photo. Blick von Nordnordosten. die Mauerfront aus dünnplattigem Tonschiefer mit zwei Hohlräumen, die vielleicht von horizontal im Wallkörper verlegten Balken stammen: rechts neben dem westlichen Hohlraum eine Fuge m der Mauer, neben der sie nach au¬ßen gedruckt ist. Die Fuge rührt von einer senkrechten Hotzversteifung der Mauer her. die sicherlich auch der Anbringung einer Brustwehr gedient hat. - In der Schnittzeichnung wird der Aufbau der Befestigung deutlich: Die äußere Mauerfront ist bis 1.50 m hoch erhalten. Hinter ihr liegt bis zum inneren Wallfuß horizontal gelagertes gleiches Steinmaterial. vermischt mit Erdreich, nach oben begrenzt durch eine leicht humose Oberflächenschicht. Dort gut 2 m hinter der Außenfront, ist in wenigen Stellagen eine Innenfront zu erkennen. Das vor- und hinterliegende Versturzmaterial der Mauer zeigt, daß sie - wie rekonstruiert - eine Hohe von etwa 5 m gehabt haben muß.
In der Schwalenburg haben zu Anfang dieses Jahrhunderts einige Ausgrabungen statt- gefunden, über deren Ergebnisse außer den heute im verfallenen Zustand sichtbaren Mauerfronten nichts bekannt ist; Unterlagen wie auch das geborgene Fundmaterial sind verschollen. Auch bei zahlreichen Gelände- begehungen in den letzten Jahren hat sich nirgends ein Fundstück bergen lassen.
Die Spuren von Kalkmörtel in der Toranlage des inneren Beringes und auch am nachträglich eingebauten Tor des mittleren zeigen jedoch, daß die Anlage in das frühe Mittelalter, also wohl in die Zeit zwischen dem 8. und 10. Jahrhundert gehören muß. Die in der Land- schaft verbreitete Sage, bei der Schwalenburg handele es sich um die Burganlage des römerfreundlichen Cheruskerfürsten Segestes, der hier seine mit dem Sieger der Varus- Schlacht, Armin vermählte Tochter Thusnelda gefangen gehalten habe, entbehrt jeder Grundlage.
Trotz des Fehlens von Fundmaterial ist sicher, daß die Schwalenburg zu jenen Großburgen des frühen Mittelalters gehört, die in Verbindung mit einem offensichtlich auch das Gebirge erfassenden Landesausbau zu sehen sind, für den ebenso die Ortsnamen mit den Grundwörtern -lar, -ingen und -inghausen Zeugnis ablegen.
Rolf Gensen
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